Sonntag, 15. Juni 2008
und dort vorne biegen Sie dann bürgerlich-mittig ab.
Manchmal ist es schon komisch, wie leicht ein Ausdruck einen unangenehmen Beiklang finden kann. Rechts will in Deutschland keiner sein; rechts, das sind die Braunen. Auf diese Weise kommt es im politischen Spektrum zu einem sehr unangenehmen Ungleichgewicht. Wo etwas links ist, muß auch ein entsprechendes Rechts vorhanden sein. Linke und die linken Flügel von SPD und B90/Grüne rutschen damit in einen Eindruck von Radikalität ab, dem auf der anderen Seite diejenigen entsprechen, die sich mit fehlgeleitetem Stolz als rechts bezeichnen. Irgendwie läuft da etwas schief.
Überhaupt, zur Mitte drängt alles, was das nur kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch bei den Republikanern der Ausruf laut wird, die Mitte der Gesellschaft zu repräsentieren. Als ob man durch derartige Spielchen schon entsprechende Resultate erzielen würde.
Nun möchte sicher niemand behaupten, daß die CSU in kulturellen oder die FDP in ökonomischen Fragen die Mitte des bundesdeutschen Spektrums abbilden. Trotzdem meidet man bei diesen Parteien den Ausdruck "gemäßigt rechts", was die Sache treffen würde.
Der Notbehelf der "bürgerlichen Mitte" (liegt die irgendwo anders als die normale Mitte?) kann aber ganz leicht zum Bumerang werden, wie das Beispiel der USA zeigt, wo nacheinander die Begriffe "socialist", "left", "progressive" und "liberal" verschlissen wurden.

Entweder man hat den Mut, sich zu dem zu bekennen, was man ist, oder man landet in der Defensive. Viel Spaß an die Parteien, die im Bundestag auf der bürgerlich-mittigen Seite sitzen.

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