Dienstag, 27. Oktober 2009
Hilfe, die Amis kommen!
Amerikanische Unternehmen, amerikanische Musik, amerikanische Freizeitbeschäftigungen, die englische Sprache - das alles überschwemmt Deutschland und wird in Kürze dafür sorgen, daß von der deutschen Kultur nichts mehr übrig ist?
Von wann könnte ein derartiges Lamento stammen? Aus der heutigen Zeit? 1980er? 1950er? 1920? 1890?
Die Amerikanisierung Deutschlands wird seit eineinhalb Jahrhunderten beklagt, und, allen fanatischen Kassandrarufern zum Trotz, unsere Kultur hat das bislang ganz gut überstanden. Natürlich finden sich in unserer Sprache viele neuere Ausdrücke, die englische Wurzeln haben. In fünfzig Jahren werden wir bei vielem nicht einmal mehr daran denken, daß es einmal fremd war, und möglicherweise hat sich dann auch die Schreibweise an deutsche Gewohnheiten angepaßt.
Vor dem Einfluß des angloamerikanischen Raumes war es Frankreich, von wo der Großteil der Kultur, der Sprache, des quivive importiert wurde. Davor irgendwann einmal das römische Reich. Haben wir wirklich so viel dadurch verloren, daß wir nicht mehr in Lehmhütten wohnen? Wer würde sich heute noch über Latinizismen wie "Fenster" den Kopf zerbrechen? Auch Italien und der slawische Raum haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf unsere Lebensweise.
Man möchte fast das Gefühl bekommen, die ganze Welt hätte sich verschworen, Deutschland und sein Wesen auszurotten. Au contraire. Unsereins sendet selbst fleißig Waren und Lebensweise in alle Welt.

Was ist nun eigentlich das Land, dessen Kultur am grundlegendsten zerstört wird, in dem Einwanderer und Fremde ihre Sprache und Lebensweise tagtäglich den Leuten aufzwingen? Ausgerechnet die gerne verteufelten USA.
Und wie wird das dort betrachtet? Als Bereicherung - und das zurecht!

Menschen und Kulturen zusammenführen. Das ist Globalisierung, wie sie sein sollte.

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Deutschland in den Grenzen von '37 - Und dann?
Werfen wir heute mal einen Blick auf unsere Freunde von der kurzhaarigen und gedankenarmen Clique.
Eine der Forderungen, mit denen die extreme Rechte gerne auftrumpft, vor allem, seit sie nicht mehr von der CDU vertreten wird, ist die Rückgängigmachung der Grenzverschiebungen im Potsdamer Vertrag.
Ich gebe zu, die Änderung des Grenzverlaufes war primär politisch motiviert, insbesondere von Seiten der Sowjetunion, und hatte zur damaligen Zeit das Ziel, die deutschen Gebiete zu beschneiden, um einen weiteren Krieg unwahrscheinlicher zu machen und Polen für das, was ihm im Osten geraubt wurde, zu entschädigen. Auch waren die Vertreibungen mit einer Menge Leid verbunden, bei allem Verständnis für die im Krieg unterdrückten Völker. Das sind sicher Dinge, über die man in den 50ern und von mir aus auch 60ern diskutieren konnte.
Aber wie ist die Lage heute? Das Ziel, im Gegensatz zu 1919 vollendete Tatsachen zu schaffen, ist erreicht worden. In den fraglichen Regionen wohnt kaum ein Deutscher. Würde man nun Pommern, Schlesien und Ostpreußen wieder einverleiben, es würde auch kaum noch jemand leben, der das als sein verlorenes Zuhause betrachtet.
Dafür hätten unsere rechten Freunde dann plötzlich 20 oder 30 Millionen Polen und Tschechen mehr in Deutschland. Nach deren Logik kann das eigentlich kaum für sie wünschenswert sein. Als Deutsche würden sie sie aus Gründen der "rassischen" Herkunft auch nicht betrachten. Sie könnten sie also entweder notgedrungen akzeptieren und damit gegen ihre eigenen Ziele handeln, oder eine grundlegende Rückvertreibung einleiten. In dem Fall hätten wir dann gigantische Flächen im Osten, in denen praktisch kein Mensch lebt.
Die extreme Rechte beklagt schon heute, daß das deutsche Volk nicht so gebärfreudig ist, wie es das nach ihrer Ansicht sein sollte, und im "Geburtenkrieg" im eigenen Land geschlagen wird. Daß in vielen Gebieten immer weniger Menschen leben, oder daß der Ausländeranteil bei konstanter Bevölkerungszahl zunimmt. Und das soll besser werden, wenn man die Fläche nochmals drastisch erhöht? Erde an Nazis: Die Zeiten, in denen der Reichtum eines Landes von seiner Fläche abhängig war, ist seit mindestens 200 Jahren vorbei.

Es macht Spaß, über die Deppen zu lachen, aber daß sie den Kram ernst nehmen und dran glauben...

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